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Mahner, Retter, Profiteur – Chinas Rolle in der Eurokrise

2012-04-08
 

                           

Unter dem Titel „Mahner, Retter, Profiteur – Chinas Rolle in der Eurokrise" diskutierten Olin Liu, Chefvolkswirtin der chinesischen Investmentbank CICC,  Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank und Alexander Graf Lambsdorff, Vorsitzender der FDP im Europäischen Parlament, vor weit über hundert Gästen in Düsseldorf über die Folgen der Schuldenkrise für die Beziehungen zwischen China und der EU.

Alle Panelteilnehmer betonten  die Schlüsselrolle der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Lösung der Eurokrise. Die EZB habe mit ihrer Politik des billigen Geldes für die europäischen Banken gezeigt, dass sie die Macht habe, eine „Panik der Märkte" zu verhindern, sagte Berenberg-Volkswirt Schmieding. Olin Liu äußerte sich zuversichtlich, dass die kürzlich erzielte Einigung der EU-Staaten zur Errichtung eines permanenten Euro-Krisenfonds in Höhe von 700 Mrd. Euro das Vertrauen der chinesischen Investoren stärke.

Zweifel hegt die Expertin von Chinas führender Investmentbank CICC dagegen an der Nachhaltigkeit der bisherigen Maßnahmen zum Abbau der Schulden und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in den Krisenstaaten. Sie müssten zu einer ganzheitlichen Strategie zusammengefügt werden, forderte Liu, wenn Europa China als langfristigen Investor gewinnen wolle. Nach Ansicht von Liu benötigt die EU dringend externe finanzielle Hilfe – auch aus der Volksrepublik.  Doch Chinas hohe Devisenreserven von 3,2 Billionen US-Dollar müssten klug angelegt werden, um das chinesische Volksvermögen nachhaltig zu sichern. Das müsse man wissen, wenn man Chinas Politik und seine Investitionsentscheidungen verstehen wolle. Eine gesicherte Rendite habe oberste Priorität.

Schmieding und der FDP-Europapolitiker Graf Lambsdorff dagegen sahen keine Notwendigkeit für externe Finanzhilfe zur Bewältigung der Eurokrise. Die Staaten der Eurozone müssten die schwierige Lage aus eigener Kraft meistern, forderten sie. Dazu seien langfristig weit reichende Reformen nötig, etwa eine gemeinsame europäische Finanzpolitik sowie eine größere Flexibilität der Arbeitsmärkte in den Krisenstaaten. „Nur dann wird die EU ihr Ziel erreichen, wieder anziehend wie  ein Magnet zu sein", sagte Lambsdorff mit Blick auf das Motto der deutsch-chinesischen Dialogreihe.

Zum Ende der Diskussion blickte die Expertenrunde in die Zukunft:  Welche Stellung wird der Euro als internationale Währung in zehn Jahren einnehmen? Oder wird es ihn dann vielleicht gar nicht mehr geben? Lambsdorff sagte dem Euro eine gute Zukunft voraus. Er werde zur zweitwichtigsten Reservewährung nach dem US-Dollar. Lius Vision für Europa reichte von der Währungsunion über eine Fiskalunion bis schließlich hin zur politischen Union. Die EU müsse an einem Strang ziehen und endlich länderspezifische Sonderwünsche dem Gemeinwohl unterordnen. Dies würde das Vertrauen der globalen Marktpartner langfristig sichern, sagte die chinesische Bankerin. Auch Schmieding erwartet die Entwicklung hin zu einer stärkeren Eurozone mit mehr Mitgliedern als heute. Langfristig werde sich der Euro gemeinsam mit dem chinesischen Yuan Platz zwei hinter den Dollar teilen.

Mit Prognosen allerdings sind die Wirtschaftsexperten vorsichtiger geworden. Und sie zeigen sich offen für Selbstkritik. „Alle existierenden volkswirtschaftlichen Modelle haben in der Krise versagt. Wir können eigentlich unsere Lehrbücher wegwerfen", bekannte Liu.

(Quelle: Magnet China)

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