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Rückblick auf die chinesisch-deutschen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen 2009

2009-12-30
 

Zusammenarbeit ist Hauptsache und Wettbewerb immer heftiger

Von Shi Shiwei

Am 28. Oktober 2009 wurde die deutsche CDU-CSU-SPD-Koalitionsregierung durch eine neue Koalitionsregierung zwischen der CDU, CSU und FDP ersetzt. Trotz des Regierungswechsels sind sich Experten einig, dass sich die umfassende strategische Partnerschaft zwischen China und Deutschland, die gereift sei, nicht wesentlich ändern würde. Die chinesisch-deutschen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen sind der Eckpfeiler der bilateralen Beziehungen der beiden Länder. Seit vielen Jahren haben die beiden Länder am Prinzip der gegenseitig vorteilhaften Zusammenarbeit festgehalten. Insbesondere die Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft und Handel hat sich umfassend und tiefgreifend entwickelt. Autos, Luxus-Möbel, Innendekorationsprodukte sowie hochwertige Maschinen aus Deutschland einerseits und von China hergestellte preiswerte und qualitativ gute Waren wie Bekleidung, Schuhe, Hüte und Spielzeug andrerseits sind ein unentbehrlicher Teil im Leben der beiden Völker gewesen. Mit dem Erfolg der friedlichen Entwicklung und der beträchtlichen Verstärkung der Wirtschaftsstärke Chinas in den letzten Jahren sind China und Deutschland auf manchen Gebieten von einer Win-Win-Partnerschaft zu Konkurrenten geworden.

Bilateraler Handel

Seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland im Jahr 1972 hat sich der bilaterale Handel um das 200-Fache erhöht. 2002 hat China Japan übertroffen und ist der größte Handelspartner Deutschlands in Asien, während Deutschland Chinas größter Handelspartner in Europa ist. Im Jahr 2007 war Deutschland das fünftgrößte Imports- und Exportszielland Chinas.

Den deutschen Zollstatistiken zufolge belief sich das deutsch-chinesische Handelsvolumen im Jahr 2008 auf 135,81 Milliarden US-Dollar, was eine Steigerung um 17,5 Prozent bedeutet. Dadurch wurde das Ziel, das von den beiden Regierungen im Jahr 2004 festgesetzt wurde, nämlich dass das bilaterale Handelsvolumen im Jahr 2010 die Marke von 100 Milliarden US-Dollar überschreitet, früher erreicht als geplant. Darunter entfielen 49,21 Milliarden US-Dollar auf Deutschlands Exporte nach China, eine Steigerung um 21,4 Prozent; 86,6 Milliarden US-Dollar auf Importe aus China, ein Anstieg um 15,5 Prozent. Dabei war ein Handelsdefizit von 37,4 Milliarden US-Dollar zu verzeichnen, ein Plus von 8,6 Prozent. China rangierte an 11. Stelle unter den wichtigsten Exportpartnern Deutschlands und rückte auf den 3. Platz der wichtigsten Importquellen Deutschlands. Somit war China der größte Importeur von deutschen Produkten ausschließlich der EU.

Wegen der internationalen Finanzkrise ging der bilaterale Handel zwischen China und Deutschland in diesem Jahr ein bisschen zurück, doch war der Rückgang deutlich unter der allgemeinen Herabsetzung im jeweiligen Außenhandel der beiden Länder. Insbesondere deutsche Exporte nach China sanken nur um 4,7 Prozent. Das bilaterale Handelsvolumen zwischen China und Deutschland betrug in der ersten Hälfte 2009 55,61 Milliarden US-Dollar, ein Rückgang um 16,2 Prozent. Darunter entfielen 21,66 Milliarden US-Dollar auf Deutschlands Exporte nach China, ein Rückgang um 14,8 Prozent; 33,94 Milliarden US-Dollar auf Importe aus China, ein Rückgang um 17,2 Prozent. Dabei betrug das deutsche Handelsdefizit 12,28 Milliarden US-Dollar, eine Senkung um 21,1 Prozent. So rückte China auf den 9. Platz der Exportszielländer Deutschlands.

Was die Struktur der Im- und Exportswaren anbelangt, umfassen Deutschlands Exporte nach China hauptsächlich Maschinen und elektronische Produkte, Fahrzeuge und unedle Metallprodukte. Das Exportsvolumen der obengenannten Produkte machte 75,1 Prozent des gesamten Exportsvolumens Deutschlands nach China in den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 aus. Aus China werden vor allem Maschinen und elektronische Erzeugnisse, Textilien und Rohstoffe sowie Möbel und Spielzeug eingeführt. Das Importsvolumen dieser Produkte machte 67,4 Prozent des gesamten Importsvolumens Deutschlands aus China in der erste Hälfte dieses Jahres aus. Daher ergänzt sich der chinesisch-deutsche Handel hervorragend. In den letzten Jahren hat sich der Anteil der Maschinen und elektronischen Produkte sowie High-Tech-Produkte an Chinas Exporten nach Deutschland in großem Maße erhöht. Dies bedeutet, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Industrieprodukte verstärkt und die Struktur der Exportprodukte weiter optimiert worden ist. Der Zwischen-Industrie-Handel wird allmählich durch den Inter-Industrie-Handel ersetzt. Diese Veränderung ist vor allem auf die internationale Arbeitsteilung und die Globalisierung der Fertigprodukte zurückzuführen. China ist zum wichtigsten Investitionsort multinationaler Unternehmen und die „Fabrik der Welt" geworden. Deutschland und China sind weltweit das erst- beziehungsweise das zweitgrößte Exportland und tatkräftige Befürworter des Freihandels. Vor kurzem haben die Staatsführer der beiden Länder Besorgnis über den Anstieg des Handelsprotektionismus in der aktuellen Weltwirtschaftssituation gezeigt und zu einem Konsens über die gemeinsame Bekämpfung des Handelsprotektionismus und aktive Förderung der Fortschritte in der Doha-Verhandlungsrunde gelangt. Die chinesische Regierung und Wirtschaftskreise hoffen, dass Deutschland in der Lage sei, dabei eine aktive Rolle zu spielen, die Handelsreibereien zwischen China und der EU zu entschärfen und angemessen zu lösen. Im Februar dieses Jahres hat China große Einkaufsdelegationen nach Deutschland organisiert. Das Beschaffungsvolumen betrug mehr als 10 Milliarden US-Dollar, was in einem gewissen Grad das seit langem bestehende Handelsdefizit erleichterte. Gegenwärtig ist China als erstes von der Wirtschaftskrise losgekommen. Die Wiederherstellung des rapiden Wachstums der Wirtschaft wird mehr Importe aus Deutschland aufnehmen. Darüber hinaus findet sich im Handel mit Dienstleistungen noch ein großes Wachstumspotential.

Direktinvestitionen

Ende September 2008 belief sich der deutsche Gesamtbetrag der tatsächlichen Investitionen in China auf etwa 15 Milliarden US-Dollar, womit Deutschland an zweiter Stelle in der EU stand. Nach der Statistik der Außenhandelskammer in China gibt es momentan in China etwa 3600 deutsche Unternehmen bzw. Vertretungen.

In den ersten zehn Monaten dieses Jahres erreichten die deutschen tatsächlichen Investitionen in China 1,08 Milliarden US-Dollar, eine Steigerung um 32 Prozent, was etwa einem Viertel der gesamten EU-Investitionen in China entspricht. Deutsche große multinationale Unternehmen in der Herstellungsbranche, darunter u. a. Siemens, Volkswagen, BASF und Bayer, haben ihre industriellen Standortverteilungen in China erfüllt, während eine Anzahl von großen Logistik-, Groß- und Einzelhandelsunternehmen wie DHL und METRO ihre Geschäfte in China schwungvoll erweitert haben. Der Deutschen Bank folgend wird die Deutsche Commerzbank in Beijing ihre Niederlassung eröffnen. Neben großen Unternehmen haben auch kleine und mittlere deutsche Unternehmen ihre Investitionen in China aufgestockt. Sie konzentrieren sich zusammen mit großen deutschen Unternehmen auf das Yangtze-Deltagebiet mit Shanghai als Zentrum, so dass deutsche Industriekomplexe in Taicang, Jiaxing und Kunshan entstanden sind. Das wichtigste Investmentziel der deutschen Unternehmen in China ist, den chinesischen Markt zu erobern. Aber durch die Ausfuhr ihrer Technologien haben sie auch zur Erhöhung des technologischen und Managementniveaus der chinesischen Herstellungs- und Dienstleistungsbranche beigetragen. China führt derzeit die Strategie für die großangelegte Entwicklung der zentral- und westchinesischen Gebiete und die Strategie für die Wiederbelebung der alten Industriegebiete im Nordosten durch. Unter der Anleitung der politischen Maßnahmen der Regierung haben deutsche Unternehmen mit Investitionstätigkeiten in diesen Gebieten begonnen. In der Zukunft wird die Verstärkung der bilateralen Zusammenarbeit in kleinen und mittleren Unternehmen auch weiterhin im Mittelpunkt der deutsch-chinesischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen stehen.

Vor 2001 waren fast alle in Deutschland registrierten chinesischen Unternehmen Handelsgesellschaften. Es handelte sich dabei kaum um produktive Investitionen. Mit der Unterstützung der staatlichen „Ausgeh"-Strategie in den letzten Jahren haben die Direktinvestitionen der chinesischen Unternehmen in Deutschland rapide zugenommen. Als ein Entwicklungsland hat China den Erwerb von Spitzentechnologien und Marken als das wichtigste Ziel ihrer Investitionen in Deutschland fortgesetzt, also Investitionen vor allem in Form von Fusionen und Übernahmen, die sich hauptsächlich auf den Herstellungsbereich mit Wettbewerbsvorteilen wie Werkzeugmaschinen, Textilmaschinen, Kfz-Teile und neue Energiequellen konzentrieren. Derzeit sind 700 deutsche Unternehmen mit chinesischen fusioniert oder von ihnen übernommen worden. Nach den Statistiken der Deutschen Bundesbank wurden die Direktinvestitionen der chinesischen Unternehmen in Deutschland von 191 Millionen Euro im Jahr 2004 auf 370 Millionen Euro im Jahr 2007 aufgestockt, eine Steigerung um 94 Prozent. Von der Gesamtsumme der ausländischen Investitionen in Deutschland aus gesehen, ist der Anteil der chinesischen Investitionen natürlich immer noch klein. Die deutsche Seite hat auch wiederholt zum Ausdruck gebracht, chinesische Privatunternehmen, staatliche Unternehmen und staatliche Fonds zu begrüßen und dabei zu unterstützen, in Deutschland zu investieren, und hat entsprechende fördernde Maßnahmen in Politik und Organisation ergriffen.

Technische Zusammenarbeit

Bis Ende September 2008 belief sich der Vertragsbetrag des deutschen Technologietransfers an China auf 42,8 Milliarden US-Dollar. Was die Gesamtsumme anbelangt, gehört Deutschland zu den Ländern, die China die meisten Technologien zukommen ließen. Deutschland verfügt über fortschrittliche Technologie, legt großen Wert auf die Glaubwürdigkeit und die Produktqualität und ist daher ein von chinesischen Unternehmen sehr begrüßter Kooperationspartner. Angesichts des immer heftigeren Wettbewerbs zwischen chinesischen Unternehmen in den Bereichen Automobil-, Chemie-, Maschinenbauindustrie und elektronischen Produkten, die ebenfalls starke Bereiche in Deutschland sind, zeigen die deutschen politischen Kreise und Unternehmen Besorgnis darüber, ob Deutschland weiter Technologien an chinesische Unternehmen weitergeben sollte. Hinsichtlich der obengenannten Problematik wies Chen Deming, der chinesische Handelsminister, im November 2008 auf der 14. Tagung des Deutsch-Chinesischen Gemischten Wirtschaftsausschuss in Berlin darauf hin, dass der Schutz des geistigen Eigentums notwendig für Chinas eigene Entwicklung und die Erhöhung seiner selbständigen Innovationsfähigkeit sei und bereits als eine nationale Strategie festgelegt worden sei. Er hoffte, dass deutsche Unternehmen die enormen Fortschritte Chinas beim Schutz geistigen Eigentums objektiv behandeln und weiter die technische Zusammenarbeit mit China ausbauen würden. Vor kurzem hat Chen Deming beim Treffen mit Brüderle, dem deutschen Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, diesen Punkt erneut bekräftigt. Deutschland steht auf dem Gebiet der Technologien zur Energieeinsparung und zum Umweltschutz weltweit an der Spitze. Eine Reihe von aufstrebenden Industrien, darunter u. a. die grüne Wirtschaft, die Kreislaufwirtschaft und die kohlenstoffarme Wirtschaft, wird ein neuer Wachstumspunkt in der deutsch-chinesischen technischen Zusammenarbeit sein.

China erfreut sich reicher und qualitativ guter Humanressourcen. China hat ungefähr zwei Millionen junge Ingenieure, mehr als 1500 Universitäten stellen jedes Jahr der Gesellschaft eine große Anzahl von Engineering Absolventen zur Verfügung. Deutsche Unternehmen haben bereits begonnen, den Vorteil der Humanressourcen in China zu nutzen, und in China Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu unternehmen. China begrüßt mehr deutsche Unternehmen, Forschungs- und Entwicklungszentren in China zu gründen, und ist willens, umfassend Outsourcing-Dienstleistungen für deutsche Unternehmen zu übernehmen

Entwicklung der Zusammenarbeit

Als größtes Entwicklungsland der Welt hat China seit 1982 mit der deutschen Regierung die technische Zusammenarbeit im Rahmen der Entwicklungspolitik durchgeführt. Der Zusammenarbeitsbereich dehnte sich im Jahr 1985 auf die finanzielle Zusammenarbeit aus. Seit mehr als 20 Jahren hat die Entwicklung der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit für den Aufbau des Marktwirtschaftssystems und die Beseitigung der Armut Chinas bestimmte Beiträge geleistet. Auf der anderen Seite hat sie als eine Ergänzung der chinesisch-deutschen Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit auch bei der Verbreitung der deutschen Technologie in China eine positive Rolle gespielt. Im Jahr 2008 betrug die deutsche technische Zusammenarbeit mit China 70 Millionen Euro. Am 30. Oktober 2009 äußerte Dirk Niebel, der Minister für Entwicklung und Zusammenarbeit der neuen deutschen Regierung, in seiner Rede, dass China nicht mehr ein Entwicklungsland sei. Es sollte die Entwicklung der Zusammenarbeit mit China vollständig einstellen. Später korrigierte er jedoch seine Aussage und sagte, Deutschland werde die technische Zusammenarbeit mit China fortsetzen, insbesondere im Bereich des Umweltschutzes. Der Haushalt für die chinesisch-deutsche technische Zusammenarbeit im Jahr 2009 beträgt 27,5 Millionen Euro.

(Der Autor ist Professor der chinesischen Universität für Wirtschaftsbeziehungen und Außenhandel. Er hat sich auf die deutsche Wirtschaft und die chinesisch-deutschen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen spezialisiert.)

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