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Generalkonsul Liang Jianquan spricht mit China Rundschau

2015-08-12

Am 07. Juli sprach Herr Generalkonsul Liang Jianquan in einem Interview mit China Rundschau von Nouvelles d´europe. Das im August veröffentlichte Interview hat folgenden Wortlaut:

 

Am 27. Juni feierte das Generalkonsulat der Volksrepublik China in Frankfurt am Main sein 10-jähriges Bestehen. Der Konsularbezirk umfasst die Bundesländer Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Es ist das dritte Generalkonsulat der Volksrepublik China in Deutschland.

Generalkonsul Liang Jianquan und seine Mitarbeiter konnten im Laufe des Tages 1200 Gäste begrüßen. In fröhlicher, familiärer Atmosphäre und bei überwiegend schönem Wetter wurden neben einem hervorragenden kulturellen Programm natürlich auch die Köstlichkeiten der chinesischen Küche angeboten. Mitarbeiter des Generalkonsulats, chinesische Unternehmen, Vereinigungen und Verbände informietren die Besucher über ihre Arbeit in Deutschland.

Unsere Zeitung China Rundschau konnte mit Herrn Generalkonsul Liang zwischenzeitlich ein Interview zu diesem Festakt sowie den chinesisch-deutschen Beziehungen aus seinen Erfahrungen führen.

China Rundschau: Herr Generalkonsul Liang, wie dürfen unsere Leser sich den Alltag in Ihrem Generalkonsulat eigentlich vorstellen? Bei all den langjährigen guten Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland, was sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit hier in Frankfurt am Main? Und gleich auch unsere nächste Frage: wie viele Mitarbeiter stehen Ihnen für die Erledigung der alltäglichen Aufgaben vor Ort zur Verfügung?

Generalkonsul Liang: In den zehn Jahren unseres Bestehens als Generalkonsulat der Volksrepublik China in Frankfurt am Main haben wir uns stets dafür eingesetzt, den Austausch, die Zusammenarbeit und die guten Beziehungen zwischen China und den Bundesländern unseres Konsularbezirkes vor allem in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Handel sowie auch auf den Gebieten Bildung, Kultur und Verwaltung zu fördern. Daneben stehen die alltäglichen konsularischen Aufgaben, die Ausstellung von Visa, Reisepässen, Dokumenten und Urkunden sowie der konsularische Schutz für unsere Landsleute in unserem Konsularbezirk. Auch die Hilfe für Touristen in Not hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen; verständlicherweise, seit immer mehr Chinesen nach Deutschland reisen.

Daneben legen wir als offizielle Repräsentanz unseres Landes natürlich auch großen Wert auf eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehören auch Interviews und Gespräche mit führenden Zeitungen und Magazinen, in denen wir die gegenwärtige aktuelle Entwicklung Chinas darlegen.

In den verschiedenen Abteilungen unseres Generalkonsulats sind etwa 40 Mitarbeiter in den Bereichen (1) Politik und Öffentlichkeitsarbeit/Presse, (2) Wirtschaft und Handel, (3) Konsularabteilung und (4) Bildung und Kultur tätig.

China Rundschau: Die Visa-Antragsverfahren sind unseres Wissens ja seit eingier Zeit bereits ein Outsourcing: man geht in das Visa Service Center in der Bockenheimer Landstraße. Dauert die Bearbeitung der Anträge dadurch länger? Wie verhält es sich in sogenannten Notfällen, wenn ein Visum einmal von heute auf morgen benötigt wird, weil ein Angehöriger erkrankt ist? Wie flexibel reagiert das Generakonsulat in solchen Fällen?

Generalkonsul Liang: Seit Eröffnung im November 2012 bietet das China Visa Application Service Center den Antragstellern bestmögliche Dienstleistungen rund um die Vergabe von Visa an, die den Zeit- und Kostenaufwand reduzieren, was deswegen auch bis heute schon viel Anerkennung gefunden hat.

Dabei folgen alle diplomatischen Vertretungen weltweit dem Gegenseitigkeitsprinzip. Im Vergleich zu den europäischen Visabestimmungen für chinesische Staatsbürger sind die chinesischen Visabestimmungen und -anforderungen für europäische Reisende sogar einfacher gehalten. Zwar gibt es seit Juli 2012 nach dem bereits erwähnten internationalen Gegenseitigkeitsprinzip kein allgemeines Expressvisum mehr. Wenn aber jemand aus humanitären Gründen, etwa zur Teilnahme an einer Trauerfeier oder im Falle einer plötzlichen schweren Erkrankung von nächsten Angehörigen, schnell nach China reisen muss, machen wir immer auch schon einmal eine Ausnahme. Das gilt aber auch für die benötigte Anwesenheit von Montagepersonal etwa für dringende Instandsetzungsarbeiten importierter Anlagen und Maschinen. Und für Geschäftsleute haben wir seit kurzem neue Maßnahmen ergriffen, um mehr Visa für mehrmalige Einreisen mit kürzerer Bearbeitungsdauer zu ermöglichen.

Entsprechend verfährt etwa auch die Deutsche Botschaft in Beijing, wo wir gute Erfahrungen gemacht haben, was an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben darf. Dem versuchen nunmehr auch wir in unserem Konsularbezirk gegenüber Reisenden, die kurzfristig nach China müssen, zu entsprechen.

China Rundschau: In Ihrer Begrüßungsrede zum Festakt anlässlich des 10. Jahrestages des Bestehens Ihres Generalkonsulats haben Sie auch Ihre Zuständigkeit für die vielen hier lebenden Chinesen angesprochen. Dazu zählen auch eine nicht unerhebliche Zahl chinesisch-deutscher Familien, mit all deren Besoderheiten. Visa-Anträge für Familienreisen, zweisprachige Erziehung der Kinder, Sorge um die verbliebenen Angehörigen/Großeltern in China. Bietet das Konsulat hier Hilfestellung an?

Generalkonsul Liang: Natürlich gewähren wir Erleichterungen für die Überseechinesen und die Angehörigen der chinesisch-deutschen Familien und erteilen auch hier zum Beispiel Visa für mehrmalige Einreisen. Was die zweisprachige Erziehung betrifft, unterstützen wir durch kostenloses Lehrmaterial für Chinesisch-Unterricht und natürlich auch durch Bücher über die chinesische Sprache und Kultur. Darüber hinaus gewähren wir auch Unterstützung in der Ausbildung und bei der Vermittlung geeigneter Lehrkräfte an den chinesischen Schulen und Kindergärten in unserem Konsularbezirk.

China Rundschau: Nun lassen Sie uns bitte das Thema Wirtschaft ansprechen. Sicherlich unterstützen Sie chinesische Unternehmen bei Ihrem Markteintritt in Europa/Deutschland. Deutschland ist ein Rechtsstaat mit vielfältigen gesetzlichen Regelungen. Wie kommen die chinesischen Investoren und Unternehmen im Alltag mit diesem in vielen Dingen vielleicht doch eher ungewohnten Regelungswerk klar? Leisten Sie hier praktische Unterstützung?

Generalkonsul Liang: In Deutschland haben wir eine hochentwickelte, reife Marktwirtschaft, die auf gesetzlichen Regelwerken beruht. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen stellen für unsere Landsleute und Investoren meistens die erste Herausforderung dar, die sie als Marktneulinge hier vor Ort zu bewältigen haben. Als Generalkonsul sehe ich eine meiner Augaben auch darin, standige Kontakte mit den chinesischen Unternehmen vor Ort zu pflegen. In diesem Bereich haben auch meine Kollegen der Wirtschafts- und Handelsabteilung bislang schon viele Anstrengungen unternommen. So organisieren wir regelmäßig Seminare, Vortragsserien und Workshops unter Beteiligung von Politik, Verwaltung und Wirtschaftsverbänden sowie von Handelskammern oder auch den Gewerkschaften, um so die chinesischen Unternehmen in Deutschland bei der unmittelbaren Kontaktaufnahme dieser Anlaufsstellen zu unterstützen. Dabei legen wir auch besonderen Wert auf den regelmäßigen Erfahrungsaustausch zwischen großen und kleinen Unternehmen, zwischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen oder an verschiedenen Standorten in Deutschland, damit man aus ähnlichen Verhältnissen voneinander lernen kann und zugleich vielleicht auch gemeinsame Problemstellungen identifizieren kann. Bei gmeinsamen Anliegen der chinesischen Betriebe wenden wir uns als Vertretung rechtzeitig an die deutsche Seite, die jeweiligen Stadtverwaltungen oder zuständigen Ämter und Behörden, um Erklärungen zu erhalten oder Hilfestellung zu suchen. Mit Freude haben wir erfahren, dass immer mehr deutsche Städte sich über die wachsende Anzahl chinesischer Investoren und Projekte freuen und die jeweilige Wirtschaftsförderung vieler Städte verschiedene Maßnahmen ergriffen haben, um chinesische Unternehmen bei ihrem Markteintritt in Deutschland gerade auch in den vielfältigen rechtlichen Fragen gut zu beraten. Dabei wünschen wir uns, dass auch deutsche Banken zunehmend ein größeres Interesse an dem Kundenkreis chinesischer Investoren, auch und gerade der mittelständischen Unternehmen, zeigen würden. Hier ist noch Entwicklungsbedarf gegeben.

Dass solche Anstrengungen zum Erfolg führen, zeigt auch die diesjährige NRW.INVEST AWARD 2015, der u.a. an dem chinesischen Mittelständler ZCC Cutting Tools Europe mit seiner europäischen Vertriebszentrale in Düsseldorf ging. Solche Erfolge wachsen in einer für Investoren freundlichen Atmospäre, die Ermutigung und gelebte Willkommenskultur sind. Hier arbeitet gerade auch das Bundesland Nordrhein-Westfalen sehr intensiv im Bereich einer erfolgreichen Wirtschaftsförderung mit China zusammen.

China Rundschau: Und die Frage auch einmal andersherum gestellt: Welchen Beitrag kann das Generalkonsulat zur Unterstützung deutscher Unternehmen leisten, die sich in China niederlassen oder Handel mit China treiben wollen? Bieten Sie - speziell für den deutschen Mittelstand - Seminare dazu an?

Generalkonsul Liang: Zurzeit gibt es über 8.000 deutsche Unternehmen in China, die seit der Einführung der Reform- und Öffnungspolitik zum Erfolg der chinesischen Wirtschaft beigetragen und natürlich auch davon profitiert haben. Um ein bereiteres Publikum zu erreichen, organisieren wir mit deutschen Partnern gemeinsame Veranstaltungen, wie etwa im März dieses Jahres in Stuttgart gemeinsam mit dem baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsministerium und dem Deutsch-Asiatischen Wirtschaftskreis: "China formiert sich neu - Chancen und Risiken für baden-württembergische Unternehmen". Gerade auch Baden-Württemberg mit seiner Zuliefererindustrie ist dabei wichtig. Hochkarätige Referenten informierten die rund 200 Teilnehmer über die aktuelle konjunkturelle Lage in China und die künftige Entwicklung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Im September dieses Jahres planen wir gemeinsam mit den deutschen Partnern eine weitere ähnliche Veranstaltung speziell für den deutschen Mittelstand. China heißt die deutschen Unternehmen, besonders gerade auch den deutschen Mittelstand, herzlich willkommen. Gerne bieten wir mit Informationen, aber auch durch die Vermittlung geeigneter Kontakte jede erdenkliche Unterstützung.

China Rundschau: Frankfurt am Main ist ein zentraler Bankenplatz in Europa/Deutschland, nicht erst seit die Europäische Zentralbank hier ihren Sitz hat. Welche Bedeutung hat das für China und die chinesische Bankenpräsenz vor Ort?

Generalkonsul Liang: Dem Finanzplatz Frankfurt am Main messen wir große Bedeutung bei. Die Chinesische Volksbank (Notenbank) und die fünf größten kommerziellen Banken sind hier vertreten, die Niederlassung der Bank of China wurde schon im Mai 1989 eröffnet. Das erste RMB-Offshore-Center in der EURO-Zone wurde im vergangenen Jahr in Frankfurt am Main errichtet. Die Shanghai Stock Exchange, die China Financial Futures Exchange und die Deutsche Börse haben gerade eben erst die Gründung eines Joint Venture in Frankfurt am Main vereinbart. Dies ist ein Präzedenzfall in der Geschichte der chinesischen Börse. Die Zusammenarbeit im Finanzsektor ist dabei das neue Highlight der bilateralen Beziehungen und Frankfurt am Main spielt dabei eine wichtige Rolle.

China Rundschau: Und noch einmal kurz zurück zu unseren chinesisch-deutschen Familien. Wie unterstützt das Generalkonsulat die chinesisch-deutschen Familien bei der zweisprachigen Erziehung ihrer Kinder? Es gibt chinesische Sprachvereine, auch hier in Frankfurt am Main. Werden diese auch durch die Arbeit des Generalkonsulats unterstützt und gefördert?

Generalkonsul Liang: Es gehört zu unseren Aufgaben im Genralkonsulat, die Vermittlung der chinesischen Kultur und Sprache zu fördern. So gibt es allein in unserem Konsularbezirk sechs Konfuzius-Institute sowie mehrere private Sprachschulen für Chinesisch. Wir unterstützen es, dass Kinder chinesisch-deutscher Familien Chinesisch ebenfalls als ihre Muttersprache erlernen. Dies kommt der Identität der Kinder zugute. Natürlich legen wir ebenso großen Wert darauf, dass diese Kinder die einheimische Sprache beherrschen und sich somit auch gut in die deutsche Gesellschaft integrieren. Wir sehen in den bilingual erzogenen Kindern Architekten und Brückenbauer der chinesisch-deutschen Freundschaft und hoffen, dass sie gute persönliche Perspektiven für ihr Leben sowohl in China als auch in Deutschland haben und zu der weiteren Entwicklung unserer guten bilateralen Beziehungen beitragen werden.

China Rundschau: Womit wir zu Fragen der kulturellen Beziehungen und des Austausches kommen. Inwieweit ist das Generalkonsulat hier Motor und unterstützt Kulturaustausch, Tourismus zwischen unseren beiden Ländern oder etwa auch Jugend- und Schüleraustausch zwischen deutschen und chinesischen Bildungseinrichtungen?

Generalkonsul Liang: Verständnis füreinander und Verständigung untereinander sind die wichtigsten Grundlagen einer guten, gesunden und nachhaltigen Entwicklung bilateraler Beziehungen. Das Generalkonsulat fördert den Kulturaustausch und lädt jedes Jahr mehrere Künstlergruppen aus dem Heimatland nach Deutschland zu Aufführungen ein. Zum diesjährigen chinesischen Frühlingsfest trat auf unsere Einladung hin ein tibetisches Gesangs- und Tanzensemble in Stuttgart und Oberursel auf. Und erst vor zwei Wochen hat die Beijing Modern Dance Company mit drei Aufführungen in Trier, Bad Homburg und Kassel das deutsche Publikum begeistert.

Auch der Jugend- und Schüleraustausch liegt uns sehr am Herzen. Ich unterstütze Begegnungen zwischen chinesischen und deutschen Jugendlichen und bin sehr glücklich darüber, dass immer mehr Partnerschaften zwischen Schulen unserer beider Länder geschlossen werden. Und dann ist da noch die Begeisterung für den Fußball: zwischen dem 10. und 18. Juli findet in Shanghai ein U18-Fußballturnier statt. Auch eine Jugendmannschaft aus Frankfurt wird daran teilnehmen.

Zum Tourismus: Deutschland ist für chinesische Touristen ein sehr beliebtes Reiseziel. Im vergangenen Jahr überstieg die Zahl der chinesischen Touristen in Deutschland die Millionen Marke und alleine die Übernachtungen in Hessen beliefen sich auf 200.000. In dieser Zeit bereisten 600.000 Deutsche China. In beide Richtungen - Ost und West - ist die Tendenz eindeutig steigend. Das Generalkonsulat wird den deutschen Touristen auch zukünftig und weiterhin bestmögliche Dienstleistungen bei der Vergabe von Visa und informellen Beratungen bieten. Wir hoffen allerdings auch, dass die chinesischen Touristen für ihre Reisen nach Deutschland mehr Erleichterungen erhalten können.

China Rundschau: Zu guter Letzt bitte noch die Frage, welchen Wunsch hat ein Generalkonsul in einer Metropolregion wie Frankfurt am Main an seine deutschen Mitbürger?

Generalkonsul Liang: China ist heute ein sich schnell entwickelndes und dynamisches Land. Die Zusammenarbeit zwischen China und Frankfurt am Main ist stets intensiver geworden. Als Generalkonsul wünsche ich mir dass die gegenseitige Verständigung zwischen den Menschen in beiden Ländern weiter vertieft und damit die Grundlage der bilateralen Beziehungen noch solider gefestigt werden möge. Das Generalkonsulat wird gerne dazu beitragen.

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