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Generalkonsul Wen Zhenshun im Interview über Investitionslage Chinas für ausländische Unternehmen

2013-10-31

Der Generalkonsul der Volksrepublik China in Frankfurt am Main Wen Zhenshun ist seit 2009 im Amt. Im Interview von Global Sucess Club Newsletter schildert Generalkonsul Wen, wie sich inbesondere die Förderung von Investitionen in China gestaltet, welche Branchen besonders gefragt sind und wie vor allem innovative Unternehmen vom Standort China profitieren können.


GSC: China ist einer der beliebtesten Märkte für ausländische Investoren. Was tut China als Staat, um ausländische Direktinvestitionen zu fördern?

Wen Zhenshun: Mit Chinas rasanter wirtschaftlicher Entwicklung, sehen ausländische Unternehmen, u.a. deutscher Unternehmen, Chinas Entwicklungsperspektiven und riesigen Markt optimistisch. Im Rahmen ihrer langfristig ausgelegten Strategie verstärken sie ihre Investitionen in China. Jüngst veröffentlichten Daten des chinesischen Handelsministeriums zufolge, haben die 28 Länder der EU von Januar bis September diesen Jahres US$ 5,94 Milliarden in China investiert, was einen Anstieg von 23% bedeutet; davon hat Deutschland einen Anteil von US$ 1,846 Milliarden (entspricht einem Plus von 54,88%). Nach der Gründung der neuen chinesischen Regierung, betont China nun die Stabilität der makroökonomischen Politik, die Erlassung der Dividenden-Reform sowie die Verbesserung der geschäftlichen Rahmenbedingungen. Seit diesem Jahr erfolgen neue Maßnahmen zur Verbesserung der Investitionslage. Wie beispielsweise die Freigabe einer Reihe von Investitionsgenehmigungen; die Wandlung vom kostenpflichtigen System für Grundkapital zum Abonnement-System; die Vereinfachung von Formalitäten und Gewerbeanmeldungen. All diese Maßnahmen sind Vorzüge für ausländische Investitionen. Derzeit arbeitet das chinesische Handelsministerium weiter daran, diese Reform für ausländische Investitionen zu vertiefen. Wir bemühen uns, faire, einheitliche und transparente Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmensarten, wie auch ausländische Unternehmen, zu schaffen.

GSC: Gibt es bestimmte Branchen, in denen Investitionen derzeit besonders lohnend sind? Wenn ja, welche sind es, und was macht sie besonders attraktiv?

Wen Zhenshun: Das chinesische Handelsministerium hat zusammen mit der nationalen Entwicklungs- und Reformkommission den „Katalog zur Orientierung der Industrien für Auslandsinvestitionen" und „Katalog von priorisierten Branchen für ausländische Investitionen im Mittelwesten Chinas" entwickelt und veröffentlicht. Beide Kataloge zeigen die deutliche Investitionsorientierung in China, welche Industriebranchen ausdrücklich erwünscht, beschränkt oder verboten sind für ausländische Investitionen. Die chinesische Regierung legt großen Wert auf Umweltfragen und will die wirtschaftliche, grüne, kohlenstoffarme Entwicklung stärken, fördert die moderne Landwirtschaft, High-Tech, moderne Fertigungs- und andere strategische aufstrebende Branchen. Wir sollen die energiesparende Industrie für Umweltschutz und Services kräftig unterstützen. Die Energieeinsparung und der Umweltschutz sind in China große Märkte, die gute Geschäftsmöglichkeiten für ausländische Investitionen bieten. Wir streben eine technische Zusammenarbeit mit ausländischen Unternehmen an und möchten im Rahmen dieser ausländische wettbewerbsfähige energiesparende Produkte in den chinesischen Markt bringen. Ausrüstungen für den Eigenbedarf können zollfrei importiert werden, sofern es sich um Projekte im Rahmen des „Katalogs von priorisierten Branchen für ausländische Investitionen im Mittelwesten Chinas" handelt. Diese Projekte profitieren außerdem von einer gesenkten Einkommensteuer (15%).

GSC: Für viele ausländische Investoren ist Produktpiraterie in China ein großes Thema. Einige Unternehmen schrecken sogar ganz davon ab, da sie viele Jahre in Forschung investiert und Angst um das geistige Eigentum haben. Was tut die Regierung um dem entgegenzuwirken? Und wie können Investoren ihr Eigentum selbst schützen?

Wen Zhenshun: Die chinesische Regierung legt großen Wert auf den Schutz des geistigen Eigentums. Im Jahr 2008 wurden die „nationalen Strategie-Leitlinien des geistigen Eigentums" in China festgelegt, um den Schutz geistigen Eigentums zu einer nationalen Strategie zu machen. In mehr als 20 Jahren haben sich die einschlägigen Gesetze und Verordnungen Chinas für geistiges Eigentums von Grund auf neu gestaltet und nach und nach verbessert. Es hat sich ein relativ vollständiges und fortgeschrittenes Schutz-System des geistigen Eigentums etabliert. Die umfassenden Rechtsvorschriften sind mit der Europäischen Gesetzgebung vergleichbar. Im Jahr 2011 erreichte China den ersten Platz auf der Weltliste für Patentanmeldungen. Bis 2012 wurden 1,257 Millionen Patente von ausländischen Unternehmen in China angemeldet – weit über dem internationalen Durchschnitt. Allerdings haben wir in der Strafverfolgung noch einige Probleme. Diesbezüglich bemüht sich China weiterhin bei der Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums und bekämpft kontinuierlich Produktpiraterie im Internet sowie weiteren Kopien. Inzwischen möchten wir auch die Öffentlichkeit für geistiges Eigentum sensibilisieren. Zukünftig wird der Prozess der Entwicklung weiter verbessert. Die chinesische Regierung wird sich weiterhin bemühen, stabile und geordnete Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen sowie den ausländischen Investoren einen leistungsfähigen und wirksamen Schutz zu bieten.

GSC: Innovationen sind auch in China immer mehr gefragt. Die Wirtschaftspresse beschreibt sogar einen Wandel von Imitationen zu Innovationen. Gibt es bestimmte Anreize für innovative Firmen in China?

Wen Zhenshun: Nach Jahren des schnellen Wachstums hat China sich von einer imitierten Wirtschaft entfernt, jetzt erfolgt ein allmählicher Übergang zur Original-/High-End-Wirtschaft. Die Umsetzung der von Innovationen geleiteten Entwicklungsstrategie, die Gründung von Unternehmen als tragende Säule und die marktorientierte Forschung mit im Rahmen des nationalen Innovationssystem sind die primären Anliegen der neuen chinesischen Regierung. Um die Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu verbessern, engagiert sich die chinesische Regierung in vielerlei Hinsicht, wie beispielsweise die kontinuierliche Schaffung und Verbesserung von F&E-Einrichtungen und die Unterstützung von Investitionen in technologische F&E-Zentren, um die Industrialisierung der wichtigen wissenschaftlichen und technologischen Projekte zu fördern. Außerdem werden KMUs und strategische Allianzen für die Entwicklung der industriellen Technologie unterstützt. Darüber hinaus erfolgt eine Unterstützung von Forschungsinstituten und Hochschulen, die Innovation fördern, um die Service-Plattform für Unternehmen bezüglich Innovation und Personal zu vergrößern, den offenen Austausch von wissenschaftlichen und technologischen Ressourcen zu fördern sowie das Niveau der Zusammenarbeit für die technologische Innovation und deren Entfaltung zu verbessern. Relevant ist außerdem die verbesserte Steuer-und Finanzpolitik, die ebenfalls der Unterstützung technologischer Innovation dient.

GSC: Das Generalkonsulat der VR China in Frankfurt ist zuständig für die Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinlandpfalz und Saarland. Welche Dienste bzw. Hilfestellung bieten Sie Unternehmen und Investoren, die in China aktiv sein wollen?

Wen Zhenshun: Das Generalkonsulat der VR China in Frankfurt umfasst unter anderem die Abteilung für Wirtschaft und Handel, die verantwortlich ist für Themen, die die Wirtschafts-und Handelsbeziehungen zwischen China und Deutschland betreffen. Für deutsche Unternehmen, die im chinesischen Markt Fuß fassen möchten, stellt die Abteilung für Wirtschaft und Handel Informationen zur chinesischen Wirtschaft, der Industriepolitik, den Vorschriften und den Geschäftspraktiken zur Verfügung und verweist auf entsprechende Firmen und Institutionen. Für Investitionsvorhaben veröffentlichen wir relevante Informationen auf unserer Website. Für Zoll, Steuern, Unternehmensbildung, Business Docking und spezifische Investitionen können wir deutschen Unternehmen die entsprechenden Stellen empfehlen, die sie benötigen. Darüber hinaus unterstützen wir auch chinesisch-finanzierte Unternehmen in Deutschland, Investment-Institutionen sowie Verbände, was sich durch ein gutes Netzwerk auszeichnet.

GSC: Was sollten Unternehmen beim Markteintritt in China unbedingt beachten? Können Sie Tipps aus Ihrer Erfahrung geben?

Wen Zhenshun: Die Mehrzahl der Bereiche des chinesischen Marktes ist für ausländische Händler und Investoren offen - China hat eine offene Haltung gegenüber ausländischen Investitionen. Die deutschen Unternehmen, die in den chinesischen Markt treten möchten, sollten die chinesischen Gesetze kennen und außerdem ein tiefes Verständnis für chinesische Geschäftspraktiken und gegenseitige kulturelle Unterschiede haben.

GSC: Wir danken Ihnen vielmals für Ihren informativen Ausführungen.

 

(Quelle: Global Success Newsletter, den 6. Okt 2013)

URL: https://www.globalsuccess-club.net/web/gsc/interview-wen??utm_source=China+Newsletter+Oktober&utm_medium=email&utm_campaign=china-newsletter)

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