China plädiert für eine innovative Doppelstrategie zur Lösung der Fragen des Südchinesischen Meeres. Dazu erläuterte Außenminister Wang Yi, dass etwaige Streitigkeiten durch freundschaftliche Konsultationen und Verhandlungen der beiden unmittelbar betroffenen Länder auf friedliche Weise beigelegt werden sollten. Gemeinsam mit der ASEAN wolle China dagegen Frieden und Stabilität im Südchinesischen Meer insgesamt wahren.

Für Wu Shicun, den Präsidenten der chinesischen Akademie des Südchinesischen Meeres, verkört diese Doppelstrategie die aktivere Haltung Chinas zum Umgang mit den entsprechenden Angelegenheiten:

„China wird Streitigkeiten direkt mit den unmittelbar beteiligten Ländern durch friedliche Konsultationen lösen. Andererseits beeinflussen Frieden und Stabilität die Beziehungen zwischen China und der ASEAN insgesamt. Daher sind China und die ASEAN verpflichtet, gemeinsam Frieden und Stabilität des Südchinesischen Meeres zu wahren. Die ASEAN ist eine regionale Organisation, kein einzelnes Land. Daher ist die ASEAN auch nicht für Verhandlungen mit China bei Disputen über die Souveränität von Riffen und Inseln im Südchinesischen Meer oder für Schiedssprüche in dieser Sache zuständig. Allerdings bezieht sich diese Frage auf die sämtlichen Interessen der ASEAN. Für den Integrationsaufbau muss China mit der ASEAN Frieden und Stabilität erörtern. Unsere Verantwortung liegt darin, gemeinsam Frieden und Stabilität in der Region zu schützen."

Wu Shicun fügte hinzu, mit dieser Doppelstrategie könne zugleich eine Einmischung fremder Kräfte von außerhalb der Region verhindert werden:

„2002 haben China und die zehn ASEAN-Staaten eine Deklaration über das Verhalten im Südchinesischen Meer (DOC) unterzeichnet. Dadurch wurde gegenseitiges Vertrauen geschaffen. Nun sollte das Verhalten aller Seiten normiert werden. Mit Einigkeit könnte nun ein neuer Mechanismus zur Bewältigung von Krisen und Konflikten auf dem Meer entstehen. Das ist der Kern der Doppelstrategie. Und eine fast noch wichtigere Bedeutung liegt darin, dass eine Intervention fremder Kräfte verhindert werden könnte. Denn fremde Kräfte sollen sich nicht unter allen möglichen Vorwänden in solche Streitigkeiten einmischen können."

Zhang Xuegang von der chinesischen Akademie für moderne internationale Beziehungen sieht in der nun vorgelegten Doppelstrategie Chinas Willen zur Versöhnung und zur Toleranz gegenüber seinen Nachbarländern:

„Einerseits wird Chinas Aufrichtigkeit zur Kooperation mit den Nachbarländern klargestellt. Diese Idee verkörpert Chinas Sorgen und gleichzeitig die Versöhnung, Toleranz und Zusammenarbeit mit seinen Nachbarländern. Aufrichtig baut China seine gute Nachbarschaft kontinuierlich weiter aus."