Chinesische Manager Mangelware |
2011-09-14 |
Der chinesische Markt ist verlockend für deutsche Unternehmen - Führungskräfte aus Asien sehen die Firmen in ihren Reihen jedoch nicht so gerne. Damit nutzen die Betriebe ihre Chancen in China nur ungenügend.
"Nicht alle handeln schnell genug"
Lediglich 24 Prozent der Befragten sind der Auffassung, sie hätten keine Zeit zu verlieren, um erfolgreich in den dortigen Markt einzusteigen und eine Strategie aufzubauen. Die überwiegende Mehrheit gibt sich bis zu fünf oder sogar mehr Jahre Zeit. Und das, obwohl China das globale Wirtschaftswachstum dominiert und für die exportorientierte deutsche Wirtschaft immer wichtiger wird.
"Der chinesische Markt entwickelt sich außerordentlich schnell", sagt Michael Füllemann, China-Experte und Partner bei Bain. "Aber nicht alle Unternehmen agieren rasch genug." Für ihn liegen die Gründe auf der Hand. Manager und Firmen zögerten, weil sie von der Marktdynamik in China überfordert seien. "Bremsfaktoren sind die operative Umsetzung sowie die fehlende Entscheidungsgeschwindigkeit", stellt Füllemann fest.
Ein wesentlicher Grund dürfte in der Personalpolitik liegen. Zwar haben knapp 72 Prozent der 233 Befragten, deren Firma in China aktiv ist, in den vergangenen fünf Jahren ihren Personalbestand ausgebaut, zum Teil sogar deutlich. Bei 46 Prozent der Unternehmen hat dort allerdings kein einziger Asiate eine Führungsposition inne. Personalberater wie Carsten Wundrack von Egon Zehnder International sehen darin einen Nachteil.
"Wachstum in China sollte mit einem lokalen Management unterlegt werden", sagt er, etwa um die kulturellen Eigenheiten zu verstehen und die dortigen Kunden besser bedienen zu können. "Wir empfehlen unseren Klienten, dass sie sich auf allen Hierarchieebenen um chinesische Talente bemühen", so Wundrack.
Bain-Berater Füllemann sieht hier auch bei den DAX-Konzernen Defizite. "Nur drei von 188 DAX-Vorständen sind Asiaten,", rechnet er vor. Neben James Wei von Beiersdorf sind dies Anshu Jain von der Deutschen Bank und Sanjiv Lamba von Linde . Asien und vor allem China müsse aber in der Chefetage beginnen, so der Berater. Firmen, deren Markt sich tendenziell nach China verschiebt, sollten das Land nicht nur als Exportmarkt, sondern als zweite Heimat verstehen.
( Financial Time Deutschland 9.9.2011) |