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Seit Urzeiten verbunden:Hohenlohekreis besiegelt Partnerschaft mit Guanling

2013-06-05

Vor 230 Millionen Jahren lebten furchteinflößende Saurier vom Schlage eines Batrachotomus, zu deutsch: Fröscheschlitzer, im heutigen Hohenlohekreis. Ähnliche Exemplare fanden Wissenschaftler in einem Gebiet, das jetzt Guanling County heißt und im Süden Chinas liegt. Darüber freuten sich Forscher vor zehn Jahren, als sie anfingen, solche und andere Gemeinsamkeiten aus der erdgeschichtlichen Phase des Trias genauer zu untersuchen. Und herausfanden: Hohenlohe und Guanling, das gehört irgendwie zusammen.

Die Paläontologen besuchten sich und wurden Freunde. Diese Bekanntschaft färbte im Laufe der Jahre auf die Kommunalpolitik ab. Die Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdzeitalter erwies sich als Türöffner für weitere Beziehungen, die am Montag in einer offiziellen Partnerschaft beider Kreise mündeten. So etwas gibt es bisher nicht in Baden-Württemberg, ja in ganz China ist Guanling-Landrat Huang Bo kein Kreis bekannt, der mit einem deutschen eine Partnerschaft eingegangen ist.

Brücke

Versteinerte Seelilien bilden einen weiteren Teil jener „paläontologischen Brücke", die Professor Wang Xiaofeng beschwor, der mit Dr. Hans Hagdorn, dem Leiter des Muschelkalkmuseums in Ingelfingen, in den vergangenen zehn Jahren das Fundament der Partnerschaft legte. Die bezaubernde Landschaft ist ein weiteres verbindendes Element, die Fülle an Sehenswürdigkeiten und kulturellen Schätzen ebenso, weshalb neben der Paläontologie die touristische Zusammenarbeit die dominierende Rolle spielen sollte. Doch die Delegation aus China, die von Freitag bis Mittwoch im Hohenlohekreis weilte, zeigte sich „hoch interessiert" an vielen anderen Dingen, so Landrat Helmut M. Jahn. „Das ist schon überraschend, das haben wir in dem Maße noch nicht erlebt." Sein Kollege Huang Bo, seit einem Jahr im Amt, sei „hellwach", er wolle beide Kreise auf möglichst breiter Ebene zusammenbringen: „in den Bereichen Wirtschaft, Technik, Bildung, Kultur und Infrastruktur". Vor allem die Frage der dualen Berufsausbildung sei ausführlich besprochen worden.

Ziele

Die Entfernung (8300 Kilometer), die Sprachbarriere, die Unterschiede bei der Einwohnerzahl (370 000 zu 107 200), die Differenzen in der politischen Kultur: All dies hindert beide Kreise nicht daran, die Beziehungen zu intensivieren und möglichst auch junge Menschen zu erreichen. Im Gespräch mit der HZ konkretisierte Landrat Huang Bo seine Vorstellungen: Guanling habe eine „sehr fortschrittliche Agrarwirtschaft", zum Beispiel in der Nutzbarmachung sandiger Böden: „Da wäre ein Austausch möglich." Die Hohenloher könnten den Chinesen auch zeigen, wie ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet industrialisiert und zur Region von Weltmarktführern aufsteigen kann. Genau das hat Guanling nämlich vor. Im Tourismus erhofft sich Huang Bo die „Finanzierung eines Freizeitparks", im Gegenzug würde er als „Bote für den Hohenlohekreis in

ganz China auftreten". Die Hohenloher seien „fleißig, verantwortungsbewusst, diszipliniert, einfach beeindruckend". Davon könne man lernen. Von der starken Dynamik her und dem unbändigen Fortschrittsdrang sei Guanling „ein bisschen stärker " – und damit Vorbild. „Die Natur spricht überall die selbe Sprache", sagte Dr. Hans Hagdorn. Mal sehen, wie auf anderen Gebieten das Verständnis wächst.

(Copyright: Hohenloher Zeitung, den 5. Juni 2013 von Ralf Reichert)

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